99 Arten, ein Konzept zu versemmeln

Guter Rat – gar nicht so teuer

Letztens saß ich mit einer Freundin zusammen, die bei der Ausarbeitung eines Konzepts einfach nicht weiterkam. Sie wollte alles perfekt machen, hatte inhaltlich eine klare Vorstellung … und dann: blockiert, unzufrieden mit sich, war sie davon überzeugt, es völlig anderes anpacken zu müssen. Ob ich ihr nicht ein paar Tipps geben könne?

Ich dachte: Das Letzte, was sie jetzt brauchen kann, sind weitere Tipps und Ratschläge. Manchmal ist es des Guten zu viel, noch Anleitungen zu lesen und goldenen Rat befolgen zu wollen. Also lass uns doch mal, um den Kopf frei zu kriegen, 99 Arten zusammentragen, wie man’s nicht macht.

Wie es nicht geht

Voilà, die goldenen Nicht-Regeln.

Nr. 1: Sprich mit niemandem vorab über deine Idee. Erst recht nicht mit Leuten im Vertrieb oder im Support. Die könnten nämlich ihrerseits auf Ideen kommen. Zum Beispiel die Kundenperspektive mit reinzubringen und so dein Konzept zu verwässern.

Nr. 2: Wenn du doch mit jemandem darüber reden willst, konzentriere dich unbedingt auf deine eigene Sichtweise. Revolutionäre Konzepte brauchen weder Markt- noch Wettbewerbsanalyse. Und es frisst viel wertvolle Zeit, zu recherchieren, was andere machen oder ob das gleiche Konzept schon von anderen Kollegen angedacht wurde.

Nr. 3: Mach dir keine Gedanken darüber, welches Vorwissen die anderen zu dem Thema haben. Eine brillante Idee wird sofort verstanden und überzeugt, ohne dass man irgendjemanden irgendwo „abholen“ muss. Schließlich gilt für alle gleichermaßen die GIDF-Regel. („Google ist dein Freund“).

Nr. 4: Schreibe als Erstes eine 100-Seiten-Einleitung, die möglichst wenig darüber verrät, welche Kernthesen das Konzept enthält. Das erhöht die Spannung und bringt den Leser oder die Leserin dazu, gebannt bis ans Ende dranzubleiben. Sofern das Konzept denn mal in der Schublade aufgefunden wird, in die es garantiert versenkt wird.

Nr. 5: Bloß nicht mit Kleinkram wie Strukturieren aufhalten. Schreibe am besten alles in einem Stück. Zwischenüberschriften verwirren nur. Wenn Zwischenüberschriften, dann bitte solche, die romanhaft klingen und J. K. Rowling neidisch machen würden. Schließlich lieben Leser*innen Rätsel.

Nr. 6: Vergiss kurze Sätze und schnörkellose Grammatik. Das ist für Anfänger. Am besten erfindest du für deine Idee möglichst wohlklingende Wortschöpfungen. Und Akronyme. Akronyme!

Manche von euch (oder Ihnen) werden die beliebte Kopfstand-Methode erkannt haben, die auf Edward de Bono zurückgeht. Spaß hat es jedenfalls gemacht und ja, klar … Letztlich hat die Kollegin keine 99 Nicht-Regeln gebraucht, um loszulegen.