Sammeln – sichten – ordnen – wegschmeißen

Lohnt es sich eigentlich, alte Links aufzuheben?

„Was ist das denn für eine Frage?“ Naja, wenn ich sehe, wie viele Profile bei verschiedenen Bookmarking-Diensten verwaist sind, denke ich mir schon: Was helfen die umfangreichen Sammlungen, wenn Besucher nicht sicher sein können, welche Links noch relevant sind?

Ich zum Beispiel hatte Profile auf Plattformen wie ZEEF.com (Sammlung vor allem technischer Links), Bibsonomy, Delicious, Diigo, Flipboard, … die alle nach und nach vernachlässigt und irgendwann einfach gelöscht.

Wie geht es euch (und Ihnen) damit? Ist Link-Sammeln in Zeiten von Google, das sich zur allumfassenden Wissensplattform entwickeln möchte und den Anspruch hat, uns mittels KI mit personalisierten Informationen zu versorgen, überhaupt noch angesagt?

Ich denke: ja.  Inhalte, die über Jahre bewusst ausgewählt, kuratiert und verschlagwortet wurden, sind ja ein wichtiger Teil der eigenen Lernbiografie. Nur bringt es halt erst dann etwas, wenn ich die Sammlung bewusst pflege. Das tue ich zum Beispiel in meiner Artikelkollektion in Evernote – dem einzigen Tool, das ich für Stoffsammlungen aller Art weiterhin benutze. (Auch wenn ich wie erwähnt die anderen Tools aufgegeben habe.) Dadurch, dass ich Evernote nur für diesen Zweck nutze – also nicht als allgemeines Notizbuch, Dokumentenarchiv o.Ä. – ist es für mich unverzichtbar geworden. Besonders weil ich darauf achte, nicht zu viel Ballast mitzuschleppen, sondern nur das Relevante auf Dauer aufzuheben.

Was ist aber dann “relevant”?

Um das beantworten, braucht es vor allem eins: klare Ziele. Erst wenn ich weiß, wozu das ganze Sammeln gut sein soll, kann ich beurteilen, ob ein Artikel für mich noch eine Bedeutung hat oder nicht.

Um die Ziele zu finden, helfen wiederum die klassischen W-Fragen:

  • Für wen sammle ich? Für Kunden, Mitarbeiterinnen, mich selber, …?
  • Wozu sammle ich? Gezielte Recherche für eine Publikation, Ideengenerierung, bei Trends auf dem Laufenden bleiben, Lernprozess sichtbar machen, Inspiration …?
  • Was leisten die gesammelten Inhalte für mich? Zusammenhänge erkennen? Zahlen oder Fakten parat haben? Tutorial, um Vorgehensweisen nachzuschlagen?
  • Wie viel will ich aufheben? Es klingt vielleicht verrückt, aber ein Ziel wie: „Pro Thema will ich nur die besten 20 Links behalten“ ist messbar und lässt sich leicht nachverfolgen.

Trotzdem ist die Art, wie wir uns organisieren, sehr individuell.

Manche Sammler-Typen heben eben gern „alles“ auf. Weil man es ja wieder brauchen könnte, irgendwann.
Oder es gibt die Quartals-Aufräumer, die zwischendurch immer mal Ordnung schaffen wollen. 

Ich versuche jedes Mal aufzuräumen, wenn ich meine Evernote-Bibliothek anhand eines Schlagworts durchsuche und dabei auf veraltete Inhalte stoße.

Zum Schluss noch ein hilfreicher Gedanke, den ich vor einiger Zeit in meiner Artikelsammlung zum Thema “Evernote” gestoßen bin. Es handelt sich um ein Zitat aus Herbert Hertramphs Buch “Digital Cleaning” (mitp 2017, S. 102)

Aber der größte Entlastungsfaktor ist eigentlich jener, der jenseits von aller Technik existiert: Das sind Sie selbst. Verzichten Sie. Geben Sie nicht dem »Ach-nur-1-Klick-so-einfach!«-Gefühl nach, sondern überlegen Sie 2, 3 Sekunden, ob sich das Speichern wirklich lohnt.