William Blake, Dichter und Notizbuchblogger

Liebe Notizbuch-Fans, habt ihr den 19. Mai notiert? Das ist offenbar der Tag des Notizbuchs, Notebook Day, der seit 2016 begangen wird.

Tag des Notizbuchs

Noch nie gehört?
Hätte ich auch nicht, wenn nicht zufällig ein Tweet der British Library den Hashtag #NotebookDay in meine Timeline gespült hätte.

Und da wurde es interessant. Die BL nutzte die Gelegenheit, um auf einen ihrer Schätze aufmerksam zu machen:

William Blakes Notizbuch

Das Notizbuch gehörte William Blake (1757-1827), dem englischen Dichter, Künstler und Visionär und gewährt einen faszinierenden Einblick in seinen Schaffensprozess.
Es wird angenommen, dass Blake das Notizbuch seit Februar 1787 benutzt und ständig bei sich trägt. Zunächst füllt es es mit einer Reihe von Bleistiftskizzen unter dem Arbeitstitel “Ideen von Gut und Böse”. Als er etwa sechs Jahre später das letzte Blatt des Notizbuchs erreicht hat, dreht Blake es um und beginnt von hinten hineinzuschreiben – diesmal um ihm Gedichtentwürfe anzuvertrauen, die er später stark kommentieren wird. Einige der Illustrationen auf den schon benutzten Seiten bleiben erhalten, während andere überschrieben werden.

Die Bücher übrigens, die aus diesen Skizzen und Kritzeleien entstanden, hat Blake gesetzt, mit selbst angefertigten Radierungen versehen (das Verfahren hatte er erfunden), selber gebunden und verlegt. Ein früher Selfpublisher, als das Büchermachen noch Handwerk war – im wahrsten Sinne des Wortes.

Was wäre, wenn William Blake heute leben würde? Wäre er einer der allerersten Nutzer eines Smartphones gewesen? Hätte er eine Notizapp oder den 4D-Druck entwickelt? Oder doch eher Videokünstler geworden? Und hätte er seine Gedichte getwittert?


Quelle für die Infos und das Beitragsbild:

  • The Notebook of William Blake (the ‘Rossetti Manuscript’)
  • Created:   c 1787 – c 1847
  • British Library, https://www.bl.uk/collection-items/the-notebook-of-william-blake

Noch mehr Beispiele von berühmten Notierern in einem meiner Lieblingsbücher:

Hans-Josef Ortheil: Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren. Duden – Reihe kreatives Schreiben