Podcasten als Lektorin – warum, wieso?

Tja: Warum – wieso? Die Antwort darauf ist einfach: Warum denn nicht?

Erstens: Aus Leidenschaft

Für mich ist es ein “Passion Project”. Etwas, das motiviert, inspiriert, Spaß macht und meine Kreativität anstachelt.

Angefangen hat es im Sommer 2019. Da waren Covid-19 und seine Mutanten noch weit weg … Ich hatte “schon immer” podcasten wollen. Erstens weil ich mich am liebsten über Podcasts fortbilde, unterhalten und überraschen lasse. Und zweitens, weil ich seit über 10 Jahren Reden und Präsentieren trainiere, als aktives Mitglied in dem so famosen wie unbekannten Netzwerk Toastmasters International.

Weg vom Schreibtisch, ran ans Mikro. Aber zuerst musste ich Mitstreiter (oder Mitstreiterinnen) finden, denn ich wollte es eben auf keinen Fall alleine angehen. Das wäre für mein eigenes Empfinden gähnend langweilig geworden. Und außerdem hätte ich binnen kurzem die Lust daran verloren – siehe mein früheres Blog.

Um es kurz zu machen: Das Projekt startete im November 2019, erst waren wir zu viert, inzwischen zu dritt, ein eingespieltes Team: Jana Thiem, Dorothea Winterling und ich. Unser Podcast heißt Der Manuskripte Zähmung – ein bisschen bildungsbürgerlich, okay, aber uns gefiel es auf Anhieb und der Titel behauptete sich gegen starke Konkurrenz auf einer über 200 Vorschläge umfassenden Liste.

Themen haben wir genügend und auch Interviewpartner:innen, mit denen wir übers Büchermachen sprechen können und wollen.

Zweitens: Weil es Sinn macht

Ich finde, es gibt auch sachliche Gründe, warum Lektorinnen (wie Dorothea und ich) podcasten sollten. Wir, die wir sonst im Hintergrund bleiben.

Lektorinnen und Lektoren erbringen rund ums „Buch“ so vielfältige Leistungen, die wir sichtbar machen wollen. (Buch in Anführungszeichen, weil nicht nur Print das Thema ist, sondern alles, worin Inhalte stecken.)

Podcasts sind ein prima Medium zum Austausch mit anderen: über Interviews mit Expertinnen lässt sich ganz nebenbei erfahren, wie es andere machen

Die Kolleginnen und Kollegen, die ich mir als Publikum vorstelle, sitzen wie ich dauernd vor Bildschirmen. Konzentriert lesen und schreiben, und das über Stunden, strengt die Augen an. Dazu kommen zahllose Videokonferenzen, bedingt durch das verteilte Arbeiten im Homeoffice. Da freut man sich doch, Infos auch mal übers Hören aufzunehmen, oder?

Drittens: Weil es Spaß macht

Und nicht zuletzt: Das Format eignet sich besonders gut für kollaborative Arbeitsformen. Mir macht das gegenseitige Befeuern im Team einfach am meisten Spaß. Die Idee zum Podcast war zwar, wie gesagt, lange vor Corona geboren. Aber gerade jetzt ist die beste Zeit für solche Gemeinschaftsproduktionen, die sich übers Netz realisieren lassen.

Ein letzter Punkt, auf den mich die Lektüre der Podcaststudie von Christiane Attig gebracht hat: Podcasten belohnt das Gehirn. Anscheinend ist die “Denkfreude” (Need for Cognition) bei Podcaster:innen besonders ausgeprägt, also die Lust an geistig anspruchsvollen Aufgaben, die einen so richtig fordern (Attig, S. 8). Tja :-)

Ich muss dazu noch sagen, dass wir alle drei, Jana, Dorothea und ich, zur Fraktion der “Technikaffinen” und Webworker:innen zählen, so dass es einen zusätzlichen Spaßfaktor gab, nämlich uns in die Technik hineinzufummeln.

Wenn das nicht genug Gründe sind? Klar ist: Nicht jede Lektorin, jeder Lektor wird sich damit wohl fühlen – und muss es es auch nicht. Podcasts gibt es schließlich schon genug :-)


Lesenswert!

Attig, C. (2020). Männlich, mittelalt, gebildet – oder?: Eine Charakterisierung deutschsprachiger Podcaster:innen. kommunikation@gesellschaft, 21(2). https://doi.org/10.15460/kommges. 2020.21.2.626